Dienstag, 13. November 2012

Minervas Geschichte



Neben Albus Dumbledore ist Minerva McGonagall meine Lieblingsfigur aus der Harry Potter  - Reihe. Ich liebe es, dass sie eine harte Schale und doch auch einen weichen Kern hat. Ich liebe ihre Solidarität gegenüber Hogwarts, gegenüber Dumbledore, gegenüber Gryffindor und gegenüber Harry. Ich liebe es, wie sie sich mit Dolores Umbridge in die Wolle bekommt (leider wurden da vor allem im verhunzten 5. Film viele tolle Szenen aus dem Buch weg gelassen ...) und ich liebe es, wie sie in der Schlacht von Hogwarts abgeht, um das Ganze mal schnell zusammen zu fassen.

Deshalb habe ich schon letztes Jahr beschlossen, eine FanFiction über sie zu schreiben. Noch ist die Geschichte längst nicht fertig ... aber das erste Kapitel habe ich schon vor Längerem vollendet. Und da ich in meinem Vorstellungs-Eintrag am Anfang von FanFictions gesprochen habe, will ich euch diese nicht lange vorenthalten! :)

Hier ist also Kapitel 1 von meiner FanFiction »Minervas Geschichte«:


Die Ruhe vor dem Sturm

Eine tosende Brandung donnerte gegen die felsige Küste und ließ den Steg erzittern. Der eisengraue Himmel erhellte die Dächer des kleinen Dorfes Brackfield Hill nur noch spärlich. Der warme Sommerabend war dem heranziehenden Gewitter nicht länger gewachsen. Eine kalte Briese kam auf und ließ die einsame Gestalt, welche auf dem Steg stand, ihren Mantel enger um die Schultern ziehen.
Es war eine merkwürdige Gestalt. Unter dem schottengemusterten Mantel schien sie noch ein smaragdgrünes Gewand zu tragen. Die Bewohner von Brackfield Hill tuschelten gerne hinter vorgehaltener Hand über sie. Jeden Sommer kam sie für zwei Monate her und blieb meist für sich. Wo sie den Rest des Jahres verbrachte, wusste niemand so recht, auch wenn der Wirt des Dorfpubs jedem, der es hören wollte, versicherte, dass die Frau eine schottische Feenkönigin war, die einmal im Jahr in Menschengestalt unter die Sterblichen kam. Und die Tochter des Postboten erzählte immer wieder von einem großen, goldenen Vogel, der letztes Jahr dem Dach ihres Hauses gesessen hatte.

Minerva McGonagall kümmerte es nicht, was sich die Muggel über sie erzählten. Sie verbrachte überlicherweise die Sommerferien im Haus ihrer Eltern, las dort Bücher über Verwandlung, tauschte Briefe mit Kollegen aus und genoss die Einsamkeit ihres schottischen Heimatdorfes.
Üblicherweise. Doch in diesem Jahr war alles anders. Albus Dumbledore war tot. Das Zaubereiministerium war vor drei Wochen gefallen. Harry Potter war auf der Flucht. Und Minerva war kampfbereit, denn sie ahnte, was sie am morgigen Tag, dem 1. September, in Hogwarts erwarten würde.
Einige Minuten blickte sie noch hinunter auf die unruhige Meeresoberfläche, dann drehte sie sich schließlich um und ging langsam die engen Gassen entlang, zurück zu ihrem Haus. Sie kam am Pub vorbei und hörte dort drin laute, ausgelassene Stimmen und fröhliche Musik.
Fröhliche Musik. Wie absurd so etwas schien, im Angesicht der Herrschaft von Voldemort. Am Ende der Hauptstraße wandte sich Minerva nach rechts und betrat kurz darauf die Einfahrt eines kleinen Hauses aus hellgrauem Stein. »Aventin Cottage« hieß es auf einem Schild über der Eingangstür. Minerva betrat das Haus, ließ die Tür hinter sich zuschnappen und setzte sich aufs Sofa. Mit einem Schnippen ihres Zauberstabes entzündete sie den Kamin und genoss die Wärme, die sich rasch im Wohnzimmer ausbreitete. Im Schein des Feuers leuchtete das große Banner, das an der gegenüberliegenden Wand hing, hell auf. Ein großer, goldener Löwe auf rotem Grund war darauf zu erkennen. Minerva betrachtete ihn gedankenversunken.
Wieder und immer wieder hatte sie sich in den letzten Wochen gefragt, wie es bloß weitergehen solle. Voldemort würde mit Sicherheit das ganze Schulsystem auf den Kopf gestellt haben. Und was für Grausamkeiten auf Minervas neuem Lehrplan stehen würden, war kaum auszudenken. Falls sie nicht längst gefeuert war. Voldemort wusste sicher genau, welche Lehrer immer zu Dumbledore gehalten hatten - und welche nicht. Severus Snape würde sich in seiner Rolle als neuer Schulleiter sicher allen Wünschen Voldemorts stellen. Severus Snape. Den kaltblütigen Mord an Dumbledore würde Minerva ihm nie verzeihen. Sie würde den Todessern garkeine andere Wahl lassen, als sie weiter zu unterrichten, und dann würde sie alles geben, um die Schule und ihre Schüler zu beschützen.
Mit diesem Gedanken fielen ihr die Augen zu und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

Früh am nächsten Morgen drang ein Klopfen vom Fenster her und Minerva schreckte hoch. Eine große Schleiereule saß auf dem Fensterbrett, den morgendlichen Tagespropheten im Schnabel. Minerva öffnete das Fenster, nahm die Zeitung und gab der Eule einen Knut. Dann setzte sie sich zurück auf das Sofa und breitete den Tagespropheten vor sich aus. Ihren Zauberstab richtete sie indes auf die Küchtentür. Die schwang auf und Sekunden später schwebte ein Tablett mit einer Tasse dampfenden Tees und ein paar Ingwerkeksen ins Wohnzimmer.
Sie nahm die Tasse und ein paar Kekse. »Danke«, sagte sie an das Tablett gewandt, worauf hin es zurück in die Küche schwebte. Sie trank einen Schluck Tee und ihr Blick fiel auf die Schlagzeile des Tagespropheten, woraufhin sie die Tasse prustend fallen ließ. Doch die sich ausbreitende Teepfütze auf dem Teppich kümmerte sie nicht; sie nahm die Zeitung in beide Hände und las:

Endlich wieder Ordnung in Hogwarts

In der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei beginnt am heutigen Tag das neue Schuljahr. Schon vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass Severus Snape, der zuvor im Bereich Zaubertränke sowie Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet hatte, zum Schulleiter ernannt wurde und somit die Nachfolge von Albus Dumbledore antritt. Nun sind auch weitere personelle Veränderungen verlautet geworden. So wird Alecto Carrow, eine angesehene magische Theoretikerin, die Stelle für Muggelkunde übernehmen und somit die kürzlich an den Folgen eines Unfalls gestorbene Charity Burbage beerben. Amycus Carrow, Bruder von Alecto und Mitglied des Bundes zur Bewahrung traditioneller Magie, wird sich um die Verteidigung gegen die dunklen Künste kümmern.
»Ich bin froh und stolz zugleich, dass wir so fähige Zauberer als Lehrer an der Hogwarts-Schule gewinnen konnten«, sagte Zaubereiminister Pius Thicknesse gestern abend. »Es ist mir wichtig, dass wir unseren Kindern eine vernünftige Ausbildung garantieren können und mit Hilfe der Carrows ist dies nun möglich!« Auf die Frage, ob Severus Snape in der Lage sein werde, in Albus Dumbledores Fußstapfen zu treten, antwortete der Minister mit einem Lachen. »Dumbledore? Wer war nochmal Dumbledore? Severus Snape wird seinen Job so hervorragend ausführen, dass Sie bald denken werden, es hätte nie jemand Anderes dieses Amt ausgeführt!«
Sicher werden nicht alle Eltern, deren Kinder heute nach Hogwarts reisen, den personellen Veränderungen derartig enthusiastisch entgegenblicken, doch


Wütend warf Minerva die Zeitung im hohen Bogen aus dem geöffneten Fenster, wo sie dem wütenden Krächzen zufolge auf einer Elster landete.
»So eine unverschämtheit, wie können die nur- ich muss sofort aufbrechen. Die Carrows! Albus hat sie einmal erwähnt... meine Güte, die armen Schüler! Ich muss dafür sorgen, dass niemandem etwas passiert! Aurora?«
Ein Flattern war zu hören und kurz darauf schwebte eine majestätisch wirkende Schneeeule mit einem quadratischen Muster um die Augen herein und landete vor ihr auf der Sofalehne.
»Ich werde jetzt aufbrechen. Ich erwarte dich in Hogwarts!«
Die Eule klackerte mit dem Schnabel, blickte Minerva mit ihren smaragdgrünen Augen zutraulich an, und flatterte dann hinaus in den Sonnenaufgang.
Immer noch wütend nahm Minerva ihren Zauberstab und richtete ihn nach oben. Ein lautes Poltern war zu hören, gefolgt von einem Splittern.
»Verdammt!« Sie stürmte die Treppe hoch in die 1. Etage. Ihr Koffer lag halb offen vor der Schlafzimmertür und hatte dabei eine Vase, die neben der Tür stand, umgeworfen. Energisch wedelte Minerva erneut mit ihrem Zauberstab, woraufhin die Vase mit einem ohrenbetäubenden Knall implodierte und nur ein kleiner Haufen feinen Staubes übrig blieb.
»Das Mistding wollte ich ja ohnehin wegwerfen...«, murmelte sie, machte ihren Koffer nun per Hand zu und ließ ihn dann vor sich her die Treppe hinunter schweben. Sie verließ das Haus und versiegelte die Tür hinter sich magisch.
Der Vorgarten wurde von der Morgensonne in ein blassgelbes Licht getaucht. Minerva durchquerte ihn und trat auf die Straße. Sie dreht sich noch einmal um und blickte auf ihr Haus zurück.
»Bis nächstes Jahr, Brackfield Hill...«, flüsterte sie, drehte sich auf der Stelle und war verschwunden.
Die Bewohner des Dorfes würden sicher noch einige Wochen lang über die seltsame Frau und ihre Herkunft diskutieren, ehe das Gerede langsam verstummte und bis zum nächsten Sommer niemand mehr an sie dachte. 

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